Theater Eisleben - Extrawurst
Schauspiel in zwei Akten von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob
Sommerzeit ist Grillzeit! Da ist nicht dran zu rütteln, schon gar nicht in der deutschen Provinz. Eigentlich ist es nur eine Formsache: Die Mitgliederversammlung eines Tennisclubs soll über die Anschaffung eines neuen Grills für die Vereinsfeiern abstimmen. Eigentlich kein Problem. Aber wer „eigentlich“ sagt, weist schon drauf hin, dass es doch anders ist. Jetzt kommt nämlich der Vorschlag auf den Tisch, zusätzlich einen eigenen Grill für das einzige türkische Mitglied des Clubs, den Anwalt Erol Oturan zu finanzieren. Schließlich dürfen gläubige Muslime, das ist doch allgemein bekannt, ihre Grillwürstchen nicht gemeinsam mit Schweinefleisch auf einen Rost legen. Eine gut gemeinte Idee, die immense Diskussionen auslöst und den eigentlich friedlichen Verein vor eine Zerreißprobe stellt. Wie viele Rechte muss eine Mehrheit einer Minderheit einräumen? Muss man Religionen tolerieren, auch wenn man sie ablehnt? Gibt es auch am Grill eine deutsche Leitkultur? Und sind eigentlich Vegetarier eine Glaubensgemeinschaft? Der Konflikt wird zusehends komplexer und entfernt sich immer weiter von seiner möglichen Lösung. Ebenso respektlos wie komisch stoßen Atheisten und Gläubige, Deutsche und Türken, „Gutmenschen“ und Hardliner frontal aufeinander. Und allen wird klar: Es geht um mehr als einen Grill. Die Zuschauer sind als Vereinsmitglieder direkter Teil des Geschehens und erleben mit, wie sich eine Gesellschaft komplett zerlegen kann. Und das in einer schnellen, hochpointierten und sehr aktuellen Komödie.
© Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs GmbH, Berlin
Fotos: Julia Fenske
Besetzung
Ausstattung: Sebastian Wirnitzer
Mit: Ronja Jenko, Philip Doras, Christopher Wartung, Tom Bayer, Oliver Beck
Pressestimmen:
„… es geht um eine Extrawurst, die es in sich hat. Sebastian Wirnitzer hat das Stück im Theatergarten als heitere politische Lehrstunde inszeniert. Hier werden „hohe Politik“ und moralische Maximen einem Alltagstest unterzogen. Plötzlich ist die gutbürgerliche Welt aus den Fugen, man brüllt und pöbelt und prügelt sich gar. „Extrawurst“ ist eine flott gebaute, bissige Parabel auf die ganze deutsche Vereinsmeierei. Diese und jener, die sich köstlich amüsiert haben im Theatergarten, werden sich hernach vielleicht selbst die Gretchenfrage gestellt haben: Wie hältst es du denn eigentlich mit Dir und den Anderen?(Andreas Montag Mitteldeutsche Zeitung)